Der Reiseführer für Zuhause

Helene S. Krause

Mehr als jemals zuvor, sind wir auf uns und unsere eigenen vier Wände begrenzt. Arbeiten, wohnen, und Freizeit gestalten. Alles passiert auf einem recht kleinen Raum. Das ist vermutlich gerade psychisch mit am anstrengendsten. Der Ausgleich fehlt. Zu anderen Menschen aber auch zu anderen Orten.

Manchmal hilft es, die Sachen aufzuschreiben, die uns gute Laune machen. Wie ein Spickzettel für Momente, in denen man nicht mehr weiß, wie man das hier alles noch so lange durchstehen soll. Das kann man auch regelmäßig machen. Denn das, was wir brauchen ändert sich ständig. Mit der Jahreszeit, unserem Stresslevel oder den unterschiedlichen Menschen, und Verantwortungen die uns umgeben und unseren Alltag bestimmen. 

Mögliche Ansätze sehen für jeden ganz unterschiedlich aus. Dennoch haben wir aktuell relativ ähnliche Aktionsfelder. Um unsere Möglichkeiten trotz dieser schweren Zeiten deutlicher zu machen, gibt es diesen: „Reiseführer für zu Hause“.

Daraus, hier ein paar Gedankenanstöße:

Wertschätzen von Prozessen
& Handlungen

Generell fällt es uns schwer, Dinge zu tun, nur um sie zu tun. Corona kann uns dabei helfen manche Handlungen zu entschleunigen und sie mehr für den, mit ihn verbundenen Prozess zu schätzen.

Weil wir spontane Ereignisse und Begegnungen im Alltag gerade eigentlich gar nicht erleben, kann es gut tun, wenn uns unsere Beschäftigungen und Herausforderungen überraschen. Neue Fertigkeiten, Fähigkeiten und Wissen zu erarbeiten und zu erleben sind trotz Corona möglich. Kleine Erfolge, die uns vielleicht im Stillen unser Leben lang erhalten bleiben. Offen für Lernprozesse zu bleiben ist etwas was nicht immer angenehm ist aber definitiv nachhaltiges Selbstbewusstsein und gesunde Selbstzufriedenheit bringt.

• etwas sehr aufwendiges oder neues backen oder kochen

• einen Fensterbrett Garten anlegen

• einen neuen Blumentopf oder eine Seifenschale töpfern

• einen Einkaufsbeutel häkeln

• Instrument wieder öfter spielen oder neu lernen, digitale Musik verstehen lernen und selbst machen

• den Blick aus dem Fenster, Traumlandschaft malen, Lieblingsgegenstände im Haushalt zeichnen Am besten mit Bleistiften, Buntstiften und Wassermalfarben auf günstigem Papier, dann ist der Druck nicht so hoc

• Badesalz, Maske … selbst machen. Auch wenn sich über die Wirkung streiten lässt

Die kleinen Erfolge feiern

„Das Fest ist der soziale Ort, an dem spontanes und emotionales Verhalten nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht ist. Man durchbricht gemeinsam die gewohnten Konventionen, entflieht der Monotonie des normierten Alltags mit seinen bisweilen belastenden Erfahrungen. Der Handlungsdruck, das Planen, Entscheiden und die Sorge um die Zukunft fallen vom Menschen ab und ermöglichen ein Aufgehen in der unmittelbaren Gegenwart. Dem Fest wohnt ein Moment des Ekstatischen, des Erlebens übernatürlicher Erfahrungen inne.“
- Zitat - Warum feiern wir Feste? Walter Leimgruber, Universität Basel

Dadurch, dass uns gerade so viel Zwischenmenschlichkeit fehlt, halten wir insgesammt weniger inne und feiern unser Leben, das Zusammensein und das Geschaffte.
Wir müssen, während der Pandemie, kleine Meilensteine noch mehr wertschätzen und zelebrieren. Wie auch immer das für jeden aussehen mag. Aber so können wir vorbeugen, dass wir nicht von der einen Stressphase in die nächste stolpern und uns wie in einem Hamsterrad, ohne bewusste Pause, verausgaben.

Das Alltägliche zum
Event machen

• Frühstück zubereiten wie im lieblings Café

• Kleine Putzparty, Diso-Iconen laut anmachen und ein Vorher- und Nachherbild machen

• beim spazieren gehen die Geschichte von Gebäuden in der Umgebung googeln

• zum Abendbrot den Tisch mit vielen kleinen Schüsselchen und Kerzen eindecken und 
  bewusst ein ganzes Album hören

• Kino-Abend mit selbst gemachten Snacks

Urlaub von Zuhause 

Auch wenn wir aktuell nicht in die Ferne reisen, können wir sie uns nach Hause holen. 

Beispielsweise durch eine Themenwoche. In der wir Musik, Filme, oder Gerichte aus anderen Ländern und Regionen hören, schauen oder kochen. Manchmal ist gerade die Vorbereitung einer Auszeit , mit das Schönste.

• Liste mit Orten machen, die man in seinem Leben am liebsten mal gesehen haben will oder wiedersehen will

• schauen welche (digitalen) Möglichkeiten es für uns gibt, uns den Ort ein Stückchen näher zu bringen

• mit Sprache umgeben - Musik, Filme, Serien, Dokumentationen, Bücher, YouTuber, wichtigste Wörter (Tabelle raussuchen und ein paar Wörter üben) Rezepte und Zutaten übersetzen

anstelle der Reisekosten …

• Neues Kochbuch kaufen und sich kulinarisch weiterbilden

• spezifische Lebensmittel bestellen und/oder alle Supermärkte der Stadt bereisen und sich inspirieren und informieren lassen